Die Geschichte von Weprowatz

Die Gemeinde Weprowatz erhielt ihren Namen wahrscheinlich nach 1526 von Slawen, nachdem die Türken das Gebiet eroberten und besetzt hielten. Zuvor gab es möglicherweise in altungarischer Zeit bereits eine dörfliche Siedlung auf der Gemarkung von Weprowatz. Der Notar Zónyi erwähnt bereits 1864 einen topographischen Namen Pusztatemplom (Pusta-Kirche). Laut Zónyi ist so ein „Hügel" benannt, der sich westlich der Gemeinschaftswiese (Hutweide) befindet. Von ihm sei glaubhaft überliefert, daß dort einst eine Kirche stand. Noch 1864 soll es hier Spuren von Ziegelsteinen gegeben haben und Ausgrabungen weisen ebenfalls auf dieser Stelle auf Knochenfunde hin, die auf einen Friedhof schließen lassen. (1)

 

Als 1717 das österreichische Heer unter Prinz Eugen von Savoyen das Land von den Türken befreite, ging von Wien eine planmäßige Siedlungspolitik aus. Initiator der Wiederbesiedlung der durch die Türkenkriege verödeten und entvölkerten Gebiete des Erb-Königreiches Ungarn war Kaiser Leopold I (1658-1705). Er setzte zu diesem Zweck im Jahre 1689 eine Kommission unter Kardinal Ferdinand Graf Kollonitsch mit der Vollmacht ein, zahlreiche Privilegien zu gewähren. Diese Kommission erarbeitete im gleichen Jahr das Impopulationspatent samt Ausführungsbestimmungen. (2)

 

Die Kolonisten erhielten ursprünglich den Feldbesitz nur zur vorläufigen Nutznießung, später aber, unter Kaiser Joseph II. (1780-1790) gingen Haus und Hof samt Inventar und Grundbesitz, der eine Art Erbpacht war, in das Eigentum der Siedler über. (3), (6)

 

Im Jahre 1758 wurde das Dorf durch ungarische und slowakische Kolonisten besiedelt. In dem in Ost-West-Richtung angelegten ungarischen Dorf mit 130 Häusern wurde 1763 auch die römisch-katholische Kirche als gestampfter Lehmbau errichtet. Schon 21 Jahre später wurde dieser Lehmbau durch einen Neubau ersetzt, der heute noch das Dorf überragt. Die Slowaken gingen Anfang des 19. Jahrhunderts durch Assimilierung im Ungarntum auf.

 

In dieses bereits bestehende Dorf wurden 1786 deutsche Kolonisten in einem eigenen Ortsteil angesiedelt, der „deutsches Dorf" genannt wurde. Grundlage der Ansiedlung waren verschiedene Erlasse staatlicher Stellen. Weprowatz hatte laut Volkszählung von 1787 270 Häuser (davon 120 deutsche Kolonistenhäuser), in denen 353 Familien lebten und 1731 Einwohner. Der Anteil der Deutschen dürfte bei ungefähr 45 % und der der Ungarn und Slowaken bei 55% gelegen sein, also etwa 780 Deutsche und 950 Ungarn und Slowaken. (4)

 

Bis zur Volkszählung im Jahre 1931 hatte sich die Einwohnerzahl des Dorfes auf 3158 nahezu verdoppelt. Es gab 2551 Deutsche (80,8%), 489 Ungarn (15,5%), Andere (3,7%, davon slawische Volksgruppen 3,69%). (5)



Quellen:
(1) Paul Scherer: Familienbuch Weprowatz Bd. I, Karlsruhe 1998
(2) Tafferner: Quellenbuch der donauschwäbischen Geschichte, München 1974, S. 48, 53-57
(3) Bács-Bodrog-Vármegye Monográfiaja von Dr. Borovski Samu, Budapest 1896, S. 355
(4) Dr. Antal Hegediš, Dr. Katarina Čobanović: Demografska i Agrarna Statistika Vojvodine, 1767-1867
(5) Leopold Egger: Das Vermögen und die Vermögensverluste der deutschen in Jugoslawien, Sindelfingen 1983
(6) U. et C. Fasc. 192, Nr. 33 des Ungarischen Staatsarchivs Budapest
Heimatbuch Weprowatz 1986
Bildband Weprowatz 1989