Treffen der Heimatortsgemeinschaft Weprowatz am 06. April 2014 in Backnang
Der 1. Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Weprowatz, Heinz Kaldi, begrüßte etwa 30 Weprowatzer Landsleute sehr herzlich. Das Treffen wurde gemeinsam mit dem Gulaschessen der Landsmannschaft der Donauschwaben Ortsverband Backnang im Kath. Gemeindezentrum St. Johannes abgehalten, nachdem im Jahr 2013 die Besucherzahlen in Sindelfingen sehr stark zurückgegangen waren.
Er informierte die Weprowatzer Landsleute über die wichtigsten Ergebnisse der Sitzung des Heimatortsausschusses (siehe Artikel Sitzung des Heimatortsausschusses), die am gleichen Tag von 10 – 11.30 Uhr stattgefunden hat.
Nach dem wohlschmeckenden Mittagessen – neben dem traditionellen Lammgulasch wurde von dem eingespielten Küchenteam, das überwiegend aus Weprowatzer Landsleuten besteht, auch ein gemischtes Gulasch zubereitet – wurde ein kleines Programm zur Unterhaltung angeboten. Der Vortrag des Kreisvorsitzenden der Donauschwaben Richard Harle mit dem Thema „Heimatortsgemeinschaften als tragende Säulen" wurde von Tänzen der donauschwäbischen Tanz- und Trachtengruppe Backnang eingerahmt.
Richard Harle verglich die Donauschwaben mit einem Apfelbaum. Die Ansiedler sind die Wurzeln, die nachfolgenden Familien der Stamm und wir heute die Äste und Früchte. Alle Teile sind für einen gesunden Apfelbaum gleich wichtig. Den Begriff „Donauschwaben" gibt es erst seit 1923, er wurde von dem Wissenschaftler Robert Sieger in Graz eingeführt. Davor wurden die Begriffe Reichsdeutsche und Volksdeutsche benutzt. Als deutschstämmige Bevölkerungsgruppe wurden die Donauschwaben 1930 vom Außenministerium der Weimarer Republik amtlich anerkannt.
Hätten die Türken im Jahre 1683 nicht Wien belagert, dann gäbe es die Donauschwaben nicht. Nach der Befreiung Südosteuropas von der Türkenherrschaft standen die Habsburger Kaiser vor der Aufgabe, das heruntergekommene, verwahrloste und menschenleere Land wieder aufzubauen. In drei sogenannten „Schwabenzügen" während der Regierungszeit von Kaiser Karl (1723-1727), von Kaiserin Maria Theresia (1763-1773) und Kaiser Josef II (1782-1787) besiedelten deutsche Siedler aus Schwaben, Franken, Bayern, der Pfalz, Hessen, Luxemburg, Belgien und Elsass-Lothringen die Hauptsiedlungslandschaften zu beiden Seiten der mittleren Donau in Ungarn, Jugoslawien und Rumänien (Südwestliches ungarisches Mittelgebirge, Schwäbische Türkei, Slawonien-Syrmien, Batschka, Banat und Sathmar). Über 150 Jahre lebten die Donauschwaben friedlich zusammen in diesem Raum. Sie verwandelten mit Fleiß und Arbeit die Öde in fruchtbares Ackerland, brachten es zu Auskommen und Wohlstand.
Der zweite Weltkrieg wurde für die 1,5 Millionen Donauschwaben zu einer Katastrophe. Das Leiden begann im Oktober 1944. Ein Teil folgte dem Fluchtaufruf und zog mit Pferd und Wagen Richtung Westen, doch der größte Teil, der nicht in der Lage war zu flüchten oder die Heimat im Vertrauen auf die Schuldlosigkeit nicht verlassen hat, wurde nach Russland zur Zwangsarbeit deportiert, in Hunger- oder Vernichtungslager interniert oder von Partisanen-Kommandos zu Tode gebracht.
Wie und wo entstanden die Heimatortsgemeinschaften? Mit dem Verlassen der angestammten Heimat wurden aus den Dorf- bzw. Stadtgemeinschaften neue Schicksalsgemeinschaften von überlebenden Donauschwaben – ohne ihr Dorf oder ihre Stadt, ohne ihre Häuser, ihre Kirche, ihre Schule, ihren Friedhof, ihre Felder –, die in ihrer Qualität eine völlig neue Dimension aufweist. Zuerst fanden sich Familien in kleinen Gruppen zusammen, später kamen Nachbarn, Freunde dazu und schließlich entstanden für alle früheren Bewohner die Heimatortsgemeinschaften. Es sind die ehemaligen Bewohner, ihre Angehörigen, ihre Kinder und Kindeskinder, die ein Gefühl der Zusammengehörigkeit entwickelten. Dieses Gefühl der Zusammengehörigkeit ist der Schlüssel zur Zukunft der Heimatortsgemeinschaften. Siebzig Jahre danach sind wir immer noch Donauschwaben – etwas Besonderes, eine Mischung, die ungewöhnlich für die deutsche Bevölkerung ist. Die Donauschwaben legten sowohl durch die Ansiedlung, die Flucht und Vertreibung die Grundlage für eine genetische Mischung. Ihre Küche und ihre Kontaktpflege ist gut. Jetzt gelte es die Geschichte zu pflegen auf dass wir nicht geschichts- und gesichtslos werden.
Der Alleinunterhalter Toni Steer sorgte mit seiner Musik für gute Stimmung. Nach Kaffee und Kuchen klang der Nachmittag aus.