Treffen der Heimatortsgemeinschaften Weprowatz und Batsch am 15. Mai 2010 in Sindelfingen
Der Einladung zum Heimattreffen in das Haus der Donauschwaben am Samstag, 15. Mai 2010, waren wieder zahlreiche Weprowatzer und Batscher Landsleute gefolgt.
Da der 1. Vorsitzende der Heimatortsgemeinschaft Weprowatz, Sepp Keßler, sich einer Knie-Operation unterziehen musste, zu einem Reha-Aufenthalt in Staffelstein weilte und deshalb dieses Jahr nicht am Treffen teilnehmen konnte, haben Paul Scherer und Lorenz Urich Heinz Kaldi gebeten, die Moderation zu übernehmen, was er gerne tat. Er begrüßte alle anwesenden Landsleute aus Batsch und Weprowatz sehr herzlich und richtete auch von Sepp Keßler schöne Grüße aus, der dem Treffen einen guten Verlauf wünschte. Aus Weprowatz sendeten die Herren Papajcsik und Mitrić Grüße. Ein besonderen Willkommensgruß galt der Hausherrin und Geschäftsführerin des Vereins „Haus der Donauschwaben e. V.", Frau Henriette Mojem, die den Ablauf des Tages organisierte und eine Ansprache hielt. Als Dankeschön überreichte er Frau Mojem einen schönen Blumenstrauß.
Dann folgten wieder unterhaltsame Vorträge in Batscher Mundart von Katharina Holzschuh-Manz: „S'Brotbache", „Dr Michlvetter un sei Stalltür" und „Die verzweifelte Maribesel". Mit einem kräftigen Applaus bedankten sich die Anwesenden für den erheiternden Beitrag.
In ihrer Ansprache stellte Frau Mojem dieses Jahr ein Geburtstagskind vor. Die Jubilarin ist die „Charta der Heimatvertriebenen" (siehe Heft 14 Seite 1124 in deutscher, ungarischer und serbischer Sprache), ein einzigartiges Versöhnungs- und Zukunftsmanifest, das am 5. August 1950 unterzeichnet wurde, in seinem geistigen Gehalt seiner Zeit weit voraus war und das von seiner Aktualität nichts eingebüßt hat.
Sie führte u. a. aus: „Am 5. August 1950 bekannten sich mehr als 100.000 Vertriebene in einer bis dahin noch nicht erlebten Großkundgebung vor den Ruinen des ausgebrannten Stuttgarter Schlosses zu dieser Charta, deren Versöhnungsgedanken Gemeingut der Vertriebenen und ihrer Verbände wurde. Mehr als 12 Millionen entwurzelte, heimatlose Menschen lebten damals in West- und Mitteldeutschland. Ein Drittel davon war arbeitslos. Ein großer Teil der Menschen fristete noch in Lagern sein Dasein. Die Städte waren noch immer riesige Trümmerhaufen. Nahrungsmangel, materielle Not, Arbeitslosigkeit, traumatische Erlebnisse und psychische Ausweglosigkeit bildeten ein bedrohliches Spannungspotenzial. ...
Unsere „Charta" beginnt nicht mit Forderungen, sondern mit einer Selbstverpflichtung: „Wir Heimatvertriebenen verzichten auf Rache und Vergeltung. Dieser Entschluss ist uns ernst und heilig im Bedenken an das unendliche Leid, welches im besonderen das letzte Jahrzehnt über die Menschheit gebracht hat." Aus dem eigenen Schicksal heraus wurde das Grundrecht auf die Heimat für alle Menschen eingefordert. „Wir haben unsere Heimat verloren. Heimatlose sind Fremdlinge auf dieser Erde. Gott hat die Menschen in ihre Heimat hineingestellt. Den Menschen mit Zwang von seiner Heimat trennen, bedeutet, ihn im Geiste töten. Wir haben dieses Schicksal erlitten und erlebt. Daher fühlen wir uns berufen zu verlangen, dass das Recht auf Heimat als eines der von Gott geschenkten Grundrechte der Menschheit anerkannt und verwirklicht wird." Und geradezu phophetisch schließt die Charta: „Wir rufen Völker und Menschen auf, die guten Willens sind, Hand anzulegen ans Werk, damit aus Schuld, Unglück, Leid, Armut und Elend für uns alle der Weg in eine bessere Zukunft wird".
Die Heimatvertriebenen haben Wort gehalten. Sie haben entscheidend zum „Wirtschaftswunder" beigetragen. Die Charta wurde in 18 Sprachen übersetzt. Die moralische Leistung der Vertriebenen wurden von Bundespräsidenten, Kanzlern und Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg gewürdigt. Der Charta bleibt das Verdienst, das erste und eines der wichtigsten Friedensdokumente der Nachkriegszeit zu sein."
Nach diesem interessanten Vortrag machte Heinz Kaldi einige Anmerkungen zu der im Jahr 2009 errichteten Gedenkstätte am Deutschen Friedhof in Weprowatz. Um die Grabsteine auf der Gedenkstätte besser lesen zu können, soll die Beschriftung noch in Gold ausgeführt und die Fehler auf der Tafel berichtigt werden. Die bisher eingegangenen Spenden in Höhe von 10.180,50 € reichen für die bisherigen Arbeiten aus. Nun geht es aber um die Erhaltung und Pflege der Gedenkstätte und des Umfeldes. In diesem Frühjahr musste das Grundstück um die Gedenkstätte gemäht und das Unkraut vernichtet werden. Ferner lässt gerade ein privater Spender links hinter der Gedenkstätte vier Grabsteine seiner Vorfahren richten und das Gelände um diese Gräber einebnen. Es bewegt sich etwas und wir können bei unserer nächsten Reise 2011 das Eine oder Andere neu geschaffene sehen. Dazu werden noch Spenden benötigt.
Bei und nach der letzten Weprowatz-Reise 2009 gab es fleißige Menschen. John Groß hat die von einer Besuchergruppe umgedrehten und gesäuberten Grabsteine fotografiert, Käthe Längle hat die Beschriftungen, soweit sie nicht lesbar waren, aus dem Familienbuch ergänzt, Paul Scherer hat sich sehr viel Mühe gemacht, die Fotos bearbeitet und das ganze Werk als Sonderheft zusammen gestellt. Dieses Heft mit allen noch vorhandenen Grabsteinen auf dem Deutschen Friedhof wird zusammen mit den Weprowatzer Heimatblättern versandt. Ein Spendenaufruf für den Erhalt der Gedenkstätte und Teile des Friedhofs wird beigelegt.
Im weiteren Teil seiner Information berichtete er über die geplante fünfte Reise im August 2011 zur Kirchweih nach Weprowatz. Leider komme trotz intensiver Bemühungen für unsere große Reisegruppe wieder nur das Kurhotel Banja Junakovic in Apatin in Frage. Die verbindliche Anmeldung müsse noch im Jahr 2010 erfolgen. Die Reise soll vom 18. bis 24. August 2011 in ähnlicher Form wir 2009 stattfinden. Er habe bereits einen vorläufigen Reiseablauf erstellt, wird diesen anschließend beim Treffen verteilen, den bisherigen Reiseteilnehmern zusenden und ab sofort Anmeldungen entgegen nehmen.
Unser nächstes Heimattreffen wird am 7. Mai 2011 stattfinden. Anlässlich des Besuches im Jahr 2009 in der alten Heimat wurde eine offizielle Delegation (Bürgermeister von Kula, Sekretär, Pfarrer und andere Ansprechpartner) aus Kruščić bereits mündlich eingeladen. Die schriftlichen Einladungen zu einem Gegenbesuch nach Deutschland (u. a. nach Zirndorf und Sindelfingen) für die Zeit vom 5. bis 9. Mai 2011 wird Paul Scherer Anfang Juni beim „Tag des Dorfes" persönlich übergeben. Wir hoffen, einige Personen aus Kruščić im kommenden Jahr begrüßen zu können.
Anschließend wurde wie jedes Jahr eine schöne Blumenschale draußen auf dem Ehrenhof, dem großen symbolischen donauschwäbischen Zentralfriedhof für alle Toten, besonders aber für jene, die keine würdige Ruhestätte gefunden haben, niedergelegt. Frau Mojem sprach Gedenkworte, Lorenz Urich las die Fürbitten und alle Besucher sangen zwei Strophen des Liedes „Großer Gott wir loben dich."
Vor dem Mittagessen wurden wieder auf der Treppe vor dem Haus Gruppenfotos gemacht. Gleich nach dem Mittagessen hielt der Heimatortsausschuss Weprowatz seine Sitzung im Obergeschoss ab.
Selbstgebackenen Kuchen und Torten waren reichlich vorhanden, die am Nachmittag zum Kaffee serviert wurden. Mit angeregten Unterhaltungen, dem Zeigen von alten und neuen Bildern verging rasch die Zeit. Bei der Verabschiedung hörte man: „Alles Gute bis zum nächsten Jahr".